Am Morgen nach der Abreise der Frauen, bin ich mit Gert zu seinen Ziegen gefahren. Seine Familie hat eine Hütte/ Ferienhaus oberhalb von Cordona. Sein Bruder und seine Frau mit drei Jungs waren gerade dort und wir haben ein bisschen Zeit miteinander geteilt. Da ich schon auf halber Strecke oben war, bin ich von dort zu unserer Hütte gelaufen. Die beiden älteren Jungs waren 17 und 15 und haben mir eine Abkürzung gezeigt.
Seit 2 Jahren dürfen sie auch allein die Gegend erkunden und sie haben eine sehr gute Orientierung. Ich bin bestimmt ein bis zwei Stunden mit ihnen aufgestiegen. Steile, kleine Waldwege. Wir hatten schöne Gespräche über Schule, das unterschiedliche Leben im Tal mit all den Bequemlichkeiten und Verführungen wie Fernsehen und Handy und das Leben hier oben. Der Ältere erzählte zum Beispiel das er Brettspiele mag. Im Tal jedoch nicht die Geduld hat schwere zu spielen, da lenkt er sich mit anderen, leichteren Dingen ab. Hier bleibt er dran.
Sie hatten beide geschnitzte Wanderstöcke und der jüngere einen kleinen Rucksack mit Wasserflaschen. Sie gingen leichtfüßig und schnell. Der Ältere meinte immer mal wieder ….du gibst das Tempo an, du trägst ja auch einen Rucksack …..und 3 x noch steil durch den Wald noch und bald sind wir da.
Ich atmete schwer und schwitzte. In meinem Tempo wären wir wahrscheinlich 4 Stunden gegangen 😜😂
Als der Weg klarer wurde, haben wir uns verabschiedet. Ich bin nur noch bis zum naheliegenden Bach mit Wasserfall gegangen und habe eine lange Pause gemacht, erstmal gebadet und mich runtergekühlt und geschlafen.
Dann bin ich weiter durch Wälder und Wiesen. Der Weg war zugewachsen und nicht leicht zu finden. Manchmal hat es gedauert bis ich die gelbe Markierung wieder gefunden habe. Und dann habe ich ein Geweih gefunden und habe es natürlich mitgenommen.
Als ich den letzten Hügel genommen habe, die Sonne stand schon tief überm Berg, sah ich, das alle Kühe weg waren. Um das Haus herum und auch der Berg dahinter war leer. Mir kamen die Tränen.
Es war komisch zurück zukehren nach dieser erfüllten Woche und all der Lebendigkeit und Liebe und die Gemeinschaft auch mit den Kühen.
Es war still, keine Glocke, kein neugieriger Blick.
Ich kochte mir die restlichen Kartoffeln und machte es mir am Lagerfeuerplatz gemütlich, lecker mit einem Rest Butter und dem Himalyasalz und die restlichen Nudeln mit Gemüse.
Ich hätte am nächsten Tag weiter gehen können, doch ich merkte die Anstrengung des Tages und ein Bedürfnis nach Ruhe und alles sacken lassen zu wollen.
Es war Gewitter für den nächsten Tag angesagt und Regen für den Tag danach.
Am Abend bildeten sich feine Wolkenschlieren. Ich wollte das Zelt noch nicht abbauen.
Als es dunkel wurde, ging ich schlafen. Ich habe herrlich geschlafen, ganz ruhig war es.
Ich wachte vom fröhlichen Pfeifen der Hirten auf.
Dann saß ich vor der Tür in der Sonne, die Männer fuhren in dem kleinen Mobil vorbei und winkten und die Kühe standen ganz oben auf der anderen Seite vom Weg und muhten mir zu. Ich weinte und war da. 💛🌿
Auf dem Weg zum Donnerbalken, kam ein Reh über die leeren Hänge gelaufen. Von überall riefen die Murmeltiere und trollten sich. Es ist doch garnicht so einsam hier wie ich dachte.
Ich saß mal hier und da in der Sonne und schrieb viel über die Woche. Dann räumte ich das gesammelte Holz rein und mein Zelt ab, das war schön trocken.
Am frühen Nachmittag legte ich mich auf das breite Brett am Lagerfeuerplatz und schlief. Herrlich.
Wind ging….und irgendwann fängt es an zu regnen. Gegen 15 Uhr ist das Gewitter da und ich setzte mich rein.
Die Tür war offen und ich sah jemanden mit Zäunen auf den Arm den Berg runter kommen.
Es regnete heftig und gewittert mit Blitz und Donner. Ich rief ihm zu, das er rein kommen kann. Es war Stefano. Ein bisschen Verständigung kriegten wir hin. Er hatte seinen Hund Manni dabei, der legte sich unter den Tisch.
Stefano zeigte mir Bilder von seinen Kindern, 3 Jungs zwischen 10 und 14 Jahren und sein Haus in Rumänien.
Er arbeitet viel und schläft meist nur 4 Stunden. Er hatte Charme und seine Augen blitzten immer wieder. Sie waren auch ein bisschen rot unterlaufen. Vielleicht zu wenig Schlaf, vielleicht ein wenig Alkohol, wer weiß…..
Es regnete zwar immer noch sehr stark, doch er musste weiter arbeiten.
Manni wäre, glaub ich, gerne unterm Tisch liegen geblieben. Er war jedoch schnell bei Fuß.
Als Stefano fertig mit der Arbeit war, stand er wieder vor der Tür. Ich verabschiedete mich von ihm ohne weitere Option zu eröffnen.
Dann saß ich allein in der kalten Hütte, es regnete und regnete. Ich habe mich unten rum in meinen Schlafsack eingewickelt und schrieb. Es war garnicht so schlimm wie ich dachte.
Abends nach zehn, saß ich immer noch bei Kerzenschein und schrieb, da hörte ich plötzlich sehr, sehr lautes Kuhgebimmel. Seit dem Nachmittag waren die Kühe wieder auf der Weide vor der Hütte.
Ich ging raus und leuchtete…..
Und siehe da, eine Kuh stand fast vor der Tür. Mein Puls ging etwas hoch. Ich atmete tief durch und nahm meinen Stock.
Wo war sie reingekommen? Ich sah erstmal nichts. Ich zog 3 Pfähle raus und versuchte sie drüber zutreiben.
Sie wich aber zur anderen Seite aus und lief hinters Haus.
Oh nein, der Donnerbalken 😅 Sie könnte sich die Beine brechen. Sie stand noch 3 Meter entfernt. Ich leuchtete, ach ja dahinter hat sich das Band vom Zaun in den Sauerampferpflanzen verfangen. Ich ging von hinten langsam an sie ran und dann ging sie über den Zaun. Gott sei Dank. Vor der Bank an der Tür hatte sie schon einen großen Fladen gelassen, sonst ging es noch.
Am nächsten Morgen wachte ich relativ spät auf. Ich habe drinnen nicht so gut geschlafen. Der Himmel war zwar klar, aber die Energie zum Weitergehen nicht noch nicht da. Ich wollte zuende schreiben und morgen ganz früh starten. Ab 9 Uhr zog auch schon Nebel auf.
Ich habe bis zum frühen Abend am Sonntag noch geschrieben und zwischendurch ist Stefano noch vorbei gekommen…..mit einem Käse.
Er trug Sonnenbrille und sah ein bisschen wie ein halber Mafiosi aus 😜
Er rauchte eine und trank dann doch einen kleinen Kaffee, obwohl er ihn nicht verträgt. Wir waren ja sprachlich schon am Ende von unserem Latein.
Er musterte mich von oben bis unten und warf mir einen Kussmund zu. Ich schüttelte mit dem Kopf.
Tja da braucht man kein Latein, um das zu verstehen 😂
Nachmittags haben sie die Kühe ganz hoch getrieben. Unten am Fluss hatten sie richtig Mühe, da immer wieder welche ausbüchsten.
Stefano kam danach nochmal vorbei und lud mich zum Milch holen ein. Aber ich wollte ja morgen früh los, das verstand er jedoch nicht mehr.
Als alles aufgeräumt, Fensterläden geschlossen, Wasserkanister geleert, ging ich nochmal auf den Berg. Unsere Kühe standen ganz oben, überm Wasserfall, wo sich beide Wege kreuzen.
Ich war berührt von der Schönheit des Tals, es gibt noch soviele Ecken und Hügel die ich noch nicht kenne. Ich freute mich schon bald wieder zukommen. Kurz bevor ich unsere Hütte erreichte, fuhren die letzten beiden Hirten vorbei und winkten. Ich freute mich. Auf Wiedersehen. 👋🏼
Am nächsten Morgen lief ich um 5 los
Der Himmel war klar und ich auch. Das war der richtige Tag für die Herausforderung. Mit dem Schreiben hatte ich auch unsere Tage verarbeitet und war bereit …..
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Gabriele Wilhelm-Eckerle (Samstag, 21 August 2021 08:11)
Liebe Cordula,
sehr bewegt habe ich Deine Zeilen eben gelesen und die Bilder angeschaut!
Schön wie Du für Dich die Woche verarbeitest und Dir Zeit nimmst!
Deine Tränen konnte ich gut nachfühlen!
Bestimmt ist es ein intensives Erlebnis dann plötzlich in der Stille mit sich allein zu sein!
Ich danke Dir, Deine Berichte habe ich sehr gerne gelesen! Danke für‘s Teilen! Gute Erholung und weiterhin eine schöne Zeit! ��� G. Wilhelm-Eckerle