In der nächsten Nacht bin ich unruhig. Es gibt nicht wirklich Grund. Viele Hunde haben bis in die Morgenstunden in der Nähe gebellt, ich weiß, das sie genauso vorsichtig sind wie ich.
Eine Stunde bevor es dunkel wird, sitze ich in dem kleinwüchsigen Wäldchen. Es ist Hirtenland.
Ein junger Hirte zieht mit seinen Ziegen vorbei. Er sieht mich nicht auf dem Boden. Er zieht seinen Ziegen die Bäume runter, damit sie besser fressen können.
Ich spüre seine Verbundenheit mit den Tieren.
Dann sieht er mein Rad. Ich schaue weg, um zu gucken, ob er meinen Raum respektiert. Ja, er geht weg.
Erst dann baue ich mein Zelt auf.
Ich schlafe unruhig und träume, das ich unangemeldeten Besuch von meiner Mutter, meinem Ex-Mann und einem Mann, den ich nicht kenne, bekomme. Alle wollen was von mir.
Das ist in meiner Realität und in meiner Kultur nicht üblich.
Genau wie hier mit den wilden Hunden und Hirten.
Als es gerade hell ist und ich zur Straße zurück schiebe, kommen mehrere Hunde aus dem Wäldchen. Mein Adrenalin geht wieder hoch, ich nehme mir einen großen Stock und summe, um mich selbst zu beruhigen.
Ein größerer Hund kommt vorsichtig ein Stück näher und trollt sich dann.
Frühstückspause an einem kleinen Laden….ich sitze auf einer Kiste vor dem Laden und esse Baguette und Schmierkäse und lasse das Zelt von der Nacht trocknen.
Idylle auf dem Land. Ich bin entspannt.
Mittags lädt sie mich von der Straße nachhause zum Essen ein. Ruckzuck ist der Couscous warm. Lecker 😋
Ich gebe ihr Shiatsu im Sitzen, da ihre Knie schmerzen und auch die Finger. Ab und zu fährt sie nach Tunis zum Arzt. Nach dem Shiatsu geht es ihr besser.
Für unterwegs kocht die Nachbarin noch schnell Eier und mir wird ein Hobbis (Fladenbrot) mit Öl eingepackt. 💗
Am Nachmittag geht es die Berge hoch und ich schiebe viel.
Um sechs wird es dunkel, jetzt ist es vier….
Ich schiebe mein Rad einen kleinen Feldweg Richtung Berge und komme in ein wunderschönes Tal. Noch ein Stück tiefer, stehen Olivenbäume. Hier könnte ich zelten.
Dann taucht eine Familie oberhalb von mir auf dem Berg auf.
Ich esse gerade das Hobbies und sie beobachten mich. Ich gebe mir einen Ruck, begrüße sie und gehe ihnen halb entgegen. Der Berg ist trocken und rutschig.
Mit der Verständigung ist es schwierig.
Die Mama lacht immer wieder und ist sehr ausdrucksstark und manchmal lache ich mit. Die Männer kommen runter und reden auf mich ein.
Letztendlich meinen sie, ich könnte nicht bleiben.
Einer fasst mich an und kommt mir immer sehr nah und ich nehme ein bisschen Abstand. Ich soll zurück zur Straße. Sie meinen es wäre gefährlich. Ich verstehe nicht warum.
Ok, ich gehe irgendwann….es ist schon fünf Uhr. Meine inneren Kinder fühlen sich vertrieben, ich kann ihnen erklären, das die Menschen es wahrscheinlich gut meinen.
Ich fahre ein Stück die Straße weiter und dann auf der anderen Seite ab. Dort liegen ein paar Häuser. Ich hab nicht mehr viel Zeit, die Sonne geht schon unter.
Die Hirtin die ich treffe und anspreche, dreht sich von mir weg.
Die Leute die mir aus dem Häusersiedlung entgegen kommen, meinen, hier sei kein Weg, ich soll umdrehen.
Ich erkläre mit Händen und Füßen, wo ich herkomme und was ich will.
Irgendwann kippt die Stimmung und ein Mann und eine Frau laden mich zu sich nachhause ein. Draußen könnte ich nicht schlafen.
Ich gehe mit zu der Frau. Sie lebt zusammen mit ihrem Mann und dessen Bruder. Der Nachbar kommt auch mit. Und der Abend nimmt seinen Lauf. Sie bedenkt mich ihrer ganzen Fürsorge. Essen, Füße waschen, nebenbei läuft der Fernseher und es wird geraucht. Ich kann es aushalten.
Sie will mir eine Decke umhängen und den Wärmestrahler anmachen. Aber ich bin ja gerade vom Rad gestiegen und es ist für mich warm hier. Ich bin doch Deutsche 😉 Für sie ist Herbst, sie hat schon 2 Pullover und Strumpfhose an.
Ich schlafe neben ihr auf dem Sofa, nicht ohne von ihr zugedeckt zu werden.
Und morgens läßt sie mich nicht ohne Tee und Milch und Brot gehen.
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