Wir reisen mit dem Lowage vom Norden Tunesien zurück nach Tunis und gehen mit Jabers Freund um die Ecke in einem kleinem Restaurant essen und auf einen Kaffee um die andere Ecke. Der Freund arbeitet als Schrauber in einer kleinen Fordwerkstatt und er und ein Kollege bringen uns zum Bahnhof in Tunis.
Die Bahn hat Museumswert. Wir können so gut reisen, haben Platz und entspannen uns.
Wir wollen mit Wassim (22) und Naima (46) gemeinsam in die Wüste gehen. Keiner von uns hat das je professionell gemacht.
Jaber geht öfter allein in die Wüste, er wandert und campt gerne.
Wassim ist sein Cousin, Naima kennen beide nicht. Ich habe Naima und Wassim letztes Jahr auf meiner Radreise durch Tunesien kennen gelernt. Zu allen habe ich eine herzliche Verbindung. Jaber spricht als einziger Englisch.
Traditionell bleiben hier sonst die Frauen zuhause und haben da die Macht und in der Arbeitswelt haben die Männer das Sagen.
Beide kommen heute Nachmittag nach Sabria.
Ich will diese Reise so, um einen Raum zu kreieren wo wir gemeinsam Lösungen finden. Ich möchte das wir Arbeit und Spaß teilen, keiner für den anderen arbeitet, das wir gemeinsam gehen und machen. Macht kommt schließlich von machen. Ich will keine Service und die Befangenheit im Bedientwerden.
Alle sind bereit dafür.
Ich hole mit Jaber noch Gemüse, die andern Lebensmittel hat er schon eingekauft. Wir fahren bei der Polizei vorbei, um die Reise anzumelden.
Jaber und Wassim packen den Eselskarren und ein Dromadar. Jaber hat noch drei Dromedare ausgeliehen. Sie werden von ihrem Besitzer bepackt. Da denke ich mir noch garnichts dabei.
"Meine" Frauen sind fast alle entspannt. Die Schwester von Jaber bemalt einigen die Hände mit Henna, sie spielen mit den Kindern, unterhalten sich mit den Frauen oder sitzen einfach im Hof und lassen alles auf sich wirken.
Ich bin etwas unter Druck und in Arbeitsbereitschaft. Jaber redet meistens nie darüber was er vor hat und wie er es vorhat, erst wenn es soweit ist. Ich glaube das er die meisten Lösungen in dem Moment auch erst findet.
Irgendwann ist dann alles gepackt und wir starten, laufen mit Esel und Dromedar durchs Dorf und raus in die Wüste. Wir suchen Ahmed, dem die Kamele gehören und ganz nebenbei erfahre ich, das Ahmed nicht nur die Kamele bringt, sondern auch mit uns geht, da er bei seinen Kamele bleibt.
Ich falle aus allen Wolken. Warum weiß ich davon nichts? Ich bin sauer, Jaber weicht aus, meint es mir gesagt zu haben. Ohne Ahmed keine Kamele.
Das wird so eine ganz andere Nummer, ist mir klar. Wir müssen mit ihm klären, was wir vorhaben.
Ahmed ist sympathisch und hat eine ruhige Ausstrahlung. Er geht schon lange in die Wüste.
Jaber übersetzt und er scheint es zu verstehen. Die Kamele können wir nicht packen, das macht er, da können wir helfen. Kochen werden jedoch wir.
Das ganze ist jedoch einfacher gesagt, als getan.
Ahmed sieht schon bevor wir überhaupt merken, was wir für ein Bedürfnis haben, was gebraucht wird und handelt.
Meine Gruppe muss erstmal in der Wüste ankommen, nach den Wanderungen sind viele müde. Ich bin immer wieder unter Druck, da ich zum einen Ahmed nicht das Feld überlassen will, meiner Gruppe auch nicht Druck machen möchte und so versuche ich erstmal viel zu übernehmen. Stehe früh auf, mache Feuer und backe das Hobbies. Ahmed ist immer direkt hinter mir, sobald etwas nicht sofort klappt, hat er die Lösung.
Den 2. Morgen stehe ich wieder früh auf, das Feuer brennt jedoch schon. Tee und Kaffee sind gekocht und Ahmed hat das Mehl schon in der Hand und schaut mich flehentlich an. Ich hadere, sehe seinen Druck und….lasse ihn machen, mache mir einen Kaffee und setzt mich auf eine Düne und weine. Ich will das nicht aufgeben.
Beim Frühstück sprechen wir wieder darüber, das die Gruppe mittags kochen wird. Er fragt was wir kochen wollen und wir sagen es nicht. Wir bleiben diesen Tag an dem Ort und wandern nicht weiter. Jaber geht noch einmal zurück nach Sabria um Sachen nach zu holen.
Wir machen Yoga, Naima und Wassim machen auch mit. Nach dem Yoga geben wir uns mit Naima Handzeichen das wir Couscous machen wollen und laufen zurück zum Lagerplatz.
Das Essen ist wieder fertig, der Couscous ist gekocht und das Gemüse auch. Jaber kommt gerade wieder und ich kann es nicht glauben.
Ich werde laut, drück meine Wut aus. Das sei unsere Veranstaltung und nicht Ahmeds und das Jaber das Ahmed klar machen müsse.
Ich gehe erstmal in die Wüste um runter zu kommen. F. und Wassim kommen mit, wir suchen Tierspuren ….und ich beruhige mich.
Wieder zurück, ist Ahmed auch wütend verschwunden. Wir könnten zurück nach Sabria gehen hat er gemeint.
Meine Gruppe deutet herum und es wird klar, da hilft nur Kommunikation.
Ich gehe mit Jaber Ahmed suchen und wir finden ihn unter einem Busch auf einer Anhöhe im Sand.
Ich dann reden wir nochmal ganz in Ruhe. Ich spreche über meine Intention, meine Wut und Traurigkeit und das Erlebnis morgens, wie ich ihn wahrnehme und was es mit mir macht.
Ahmed erzählt das er seit dem 13. Lebensjahr in die Wüste geht, mittlerweile ist er 58. Er arbeitet seit vielen Jahren mit Touristen und liebt seinen Service. Er hat es noch nie erlebt das eine Gruppe das nicht wollte. Als wir Yoga gemacht haben, wollte er für uns kochen.
Er will sich zurück nehmen. Wir nehmen uns in den Arm und er drückt mich fest.
Und dann geht es …..er lässt den Raum….wir kommen gemeinsam ins machen….und dann macht Ahmed sogar beim Yoga mit
Und ich schaffe es mir nicht nur von Jaber die Kanne nicht aus der Hand nehmen zu lassen, auch von Ahmed. Ich bleibe einfach dran an dem was ich mache und habe meine Rechtmacherin an der Hand, danke Jaber, danke Ahmed.
Am letzten Morgen in der Wüste nehmen wir jeden unserer Begleiter einmal in die Mitte und bedanken uns für alles was sie für uns sind.
Wir gehen zurück nach Sabria, fahren nachmittags mit dem Lowage nach Kebili und besuchen Wassims Familie.
Und reisen am Spätnachmittag nach Sidi Ali Ben Aoun, oberhalb von Gafsa zu Naimas Familie …
Das Lowage lässt uns an der Hauptstraße raus. es ist schon dunkel. Wir sind alle verschlafen und überrascht. Zu Naima ist es noch ein ganzes Stück Feldweg zu gehen. Doch da tauchen junge
Männer auf Motorrädern auf. Es ist der Sohn und Neffe von Naima und sie nehmen ein Teil des Gepäcks mit 🙏🏻
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Jaberhouita (Samstag, 14 Januar 2023 19:31)
I am happy for this trip❤️��