Die Last auf den Schultern/ Wege zum leichten Gepäck

 

Ich liebe es mit Menschen draußen unterwegs zu sein. Wir haben das Nötigste dabei und ziehen durchs Land. Die Landschaft berührt die Seele in unterschiedlichen Jahreszeiten, wir gehen in Stille und achtsamen Gesprächen.

Sind wir müde, so rasten wir, sind wir hungrig so essen wir. Und am Abend schlagen wir unser Lager in der Natur auf. 

Alles reduziert sich aufs Wesentliche.

Und wir gehen, nur mit dem Nötigsten und in der Verbindung mit allem werden wir reich beschenkt. Das Glück ist in uns. 

 

Ich möchte diesmal über ein spezielles Thema schreiben und zwar die "Last auf den Schultern". Und das erstmal ganz pragmatisch.  

Das Gepäck....auf Wanderungen...

Warum gehe ich denn überhaupt mit Gepäck, das geht doch auch einfacher, wenn man Unterkünfte hat, oder?

Es entsteht eine komplett andere Freiheit im Bezug auf Länge und Tempo der Wanderung und auch abgelegene Gebiete sich zu erschließen. Unterkünfte geben die Strecke vor.

Wenn wir unsere Unterkunft dabei haben, können wir das Tempo und die Länge der Strecke an die eigene Kondition anpassen.

 

In der Natur zu nächtigen hat eine andere Qualität von Verbindung. Wir sind ja nicht getrennt von der Natur, wir sind ein Teil davon und diese Qualität können wir nur draußen spüren. Und das macht auch etwas mit der Gruppenenergie.

 

Wieviel Gepäck muss dann nun eigentlich mit?

Ob minimalistisch oder für jede Eventualität versorgt entscheidet dann jede/r selbst.....und da beginnt die Reise und Selbsterkenntnis schon.

Die innere Last und das Gepäck, das wir uns letzen Endes aufladen sind garnicht so weit voneinander entfernt.

 

Heutzutage ist zwar "Ultraleicht Wandern" modern und das Equipment entwickelt sich seit Jahren immer mehr in diese Richtung.

Jedoch können viele Sachen auch einfach zuhause bleiben oder brauchen erst garnicht angeschafft werden.

Ich bin seit fast 30 Jahren zu Fuß, auch auf weiten Wegen unterwegs und die Menge meines Equipments habe ich immer mehr (los) gelassen und reduziert. Das ist oft mit Ängsten einhergegangen.

Werde ich frieren, hungern, dursten, nicht schlafen können oder einfach nur stinken?  ;O)

Es mag Menschen geben, die da kein Problem mit haben, ich spüre jedoch bei denen, die mit mir gehen ist es mehr oder weniger immer ein Thema und öfter auch ein Hinderungsgrund.

Man darf sich vorher damit beschäftigen und Entscheidungen treffen. Was muss mit, was ist mir persönlich wichtig, was brauch ich wirklich? 

Ich habe mir über die Jahre angewöhnt immer ein paar Tage vorher zu packen, da kurz vor den Wanderungen die Spannung stieg.

Die Konsequenzen auf den Rat der Ängste zu hören, hab ich ansonsten schwer auf den Schultern getragen.

Und wenn ich die grundsätzliche Entscheidung getroffen habe:

"Ich gehe leicht", fallen Entscheidungen auch leichter, als wenn ich für alles gewappnet sein und die größtmögliche Verantwortung und Kontrolle haben möchte.

Eigenverantwortung ist wichtig. Manche Probleme sind vermeidbar. 

Je größer oder fremder die Reise, der Weg, je wilder die Natur, um so ferner die Zivilisation, desto mehr gibt zu bedenken und auch zu zerdenken.

Es braucht auch immer Mut und Vertrauen ins Leben.

Die schönsten Erlebnisse passieren mir, wenn das Leben wirken kann, wenn Lücken sind und ich zu den Lösungen geführt werde. Das löst in mir die größte Verbundenheit und Freude aus.

 

Einmal war ich mit einer kleinen Gruppe zwischen Kellerwald und Eder unterwegs und eine Frau fror in der ersten Nacht. Unvorstellbar erstmal für sie noch weitere Nächte draußen zu schlafen. Wir haben uns alle drauf eingestellt, eine Lösung zu empfangen. Wir kamen am nächsten Tag durch ein Dorf mit Campingplatz und vielleicht auch einem Laden?

Im Dorf war nicht viel los, es waren kaum Menschen zu sehen. Ich bat um Führung und sah einen Moment später in einem Garten Bewegung.Eine junge Frau winkte mich zu sich und wir kamen ins Gespräch über Gott und die Welt.

"Nein, im Dorf gibt es keinen Laden, in der ganzen Gegend nicht mehr." Sie lebte mit ihrem Partner und ihrer Freundin hier. Sie meinte es wäre aber kein Problem, sie hätten Schlafsäcke und könnten einen wärmeren Schlafsack für die Woche ausleihen. Was für ein Angebot, was für eine Großzügigkeit.

Kann es Zufall sein, das wir sie getroffen haben?

 

Ich rate sonst vor den mehrtägigen Wanderungen, besonders wenn es das erste mal ist, vorher schon mal eine Nacht auf dem Balkon oder im Garten zu nächtigen, im Herbst und Winter ist es natürlich noch wichtiger zu wissen, hält der Schlafsack und die Matte was sie versprechen.

 

 

Bei Schlafsäcken richtet man sich nach den Komfortwerten, die auf dem Schlafsack vermerkt sind.

(Der Komfortwert ist die Temperatur, bei der man nicht schwitzt und friert)

Es gibt noch andere Werte wie Limit und Extremwerte. Aber wer will nur überleben im Schlafsack, er sollte schon so wärmen, das man nicht friert.

 

Bei den Isomatten sind es die R-Werte die Orientierung geben, für welche Jahreszeit die Matte geeignet ist. 

Die Isolation zum Boden hin, ist die halbe Miete.

Jedoch auch der Umgang mit dem Schlafsack und was man sonst noch so an hat, der Schlafplatz, Windschutz usw. sind wichtig und können einen großen Unterschied machen. Auf einer Wiese wird es beispielsweise auch im Sommer feucht. Ein Platz unter einem Baum wirkt da Wunder. 

 

 

Komforttemperatur      Einsatzbereich (Jahreszeit, Klimazone)

20°C bis 10°C                 Touren im Sommer in gemäßigten Klimazonen, Reisen in ganzjährig warme Gebiete

10°C bis -5°C                  Frühjahr bis Herbst, Touren im hohen Norden (Skandinavien)

ab -5°C.                           Wintertouren

ab -10°C                          hochalpine Biwaks

 

 

 

Bei Isomatten:

Der R-Wert ist ein Maßstab für den Wärmedurchgangswiderstand eines Materials (Widerstand = engl. restistance). Er gibt also an, wie gut oder schlecht ein Material die Wärme leitet.

Denn je höher der R-Wert ist, desto höher ist auch der Schlafkomfort der Isomatte. 

Als Faustregel gilt: Kälteempfindliche Personen wählen tendenziell eher eine Matte mit hohem R-Wert ab Faktor 3. 

 

 

 

 

R-Wert Temperatur Jahreszeit

 

1                      bis +7°C          Sommer

2                      bis +2°C          Frühling, Sommer, Herbst

3                      bis -5°C           Frühling, Sommer, Herbst, gemäßigte Winternächte

4                      bis -11°C         Alle Jahreszeiten

 

 

 

Zurück zum Gewicht,  damit bin ich auch schon bei den vier schwersten Anteilen:

 

Schlafsack, Isomatte, Rucksack und Zelt/Tarp  

 

Grundsätzlich stelle ich immer wieder fest, es gibt nicht das optimale Equipment. Alles hat Vor-und Nachteile. 

Und man entscheidet sich für das, was für einem persönlich am wichtigsten ist, wenn man etwas kauft. 

Gewicht, Langlebigkeit, ökologische Aspekte, Preis, Handhabung, Komfort oder Haptik oder Aussehen.

 

Ich habe meine Ausrüstung mal abfotografiert. Das sind Sachen, die sich für mich bewährt haben. Das ist keine Werbung. 

Die Unterlage für die Luftmatratze ist von meinem Zelt.

Luftmatratzen sind im Gegensatz zu andern Matten empfindlicher auf Waldboden mit spitzen Nadeln oder Stöcken oder auf steinigen Untergrund.

Dafür sind sie leicht und haben ein kleines Packmaß und sie sind bequem auch für Seitenschläfer wie mich. 

 

Es gibt mittlerweile viel leichteres Equipment, als ich es habe.

Der Trekking Discounter aus Frankreich hat letztes Jahr wohl einiges im ultraleicht Bereich verbessert und günstige Preise zum Beispiel bei den Schlafsäcken und Matten. Und das schreib ich nur für diejenigen, die noch etwas kaufen müssen.

Allerdings immer leichtere Sachen zu kaufen, macht für mich keinen Sinn, eher zu schauen, was ich wirklich brauche. Und da habe ich den letzten Jahren immer mehr zurück gelassen.

 

Ich habe meine Ausrüstung ein paar Jahre schon und meist im Trekkingladen gekauft, da ich es dort anfassen, vergleichen und an- und ausprobieren konnte, das ist für mich wichtig.  

 

Mein Schlafsack ist in einem Kompressionssack, den kann ich kleiner ziehen und der Schlafsack nimmt im Rucksack nicht soviel Platz ein. 

 

Um so reduzierter gepackt wird, desto übersichtlicher ist es natürlich auch unterwegs.

Einpacken und Auspacken geht schnell und braucht nicht viel Aufmerksamkeit und Zeit, wie aufwendiges Equipment oder das Suchen in vielen Taschen oder in dem viel zu vollen Rucksack. 

 

Bei den Wanderungen mit Übernachtung im Wald nehme ich keine Wechselkleidung mit und zur "Körperpflege" maximal eine Zahnbürste und wenig Zahnpasta.  

 

Bei mehrtägigen Wanderungen nehme ich ein Ersatz-Shirt, ein Langarmshirt, eine Unterhose und einmal Strümpfe zum Wechseln mit.  Diesen Satz ziehe ich abends im Schlafsack an, wenn ich geschwitzt habe oder ich kann irgendwann die Sachen wechseln und die getragenen Sachen waschen. 

 

Darum ist es wichtig schnelltrocknende Kleidung mitzunehmen. 

Da tut es auch die Sportkleidung, die du vielleicht sowie hast. 

Sehr oft besteht Outdoorbekleidung und Sportkleidung aus Polyester oder Nylon (Polyamid).

Sie ist leicht, atmungsaktiv und knittert nicht. Kleiner Haken, sie riechen schnell.

Ich mag das persönlich garnicht und trage die Shirts meist aus Merinowolle. Sie reguliert die Körpertemperatur und ist antibakteriell. 

Die Sachen riechen so gut wie nie, auch nach mehreren Tagen nicht und fühlen sich wie ein zweite Haut an. 

 

 

Meine Ausrüstung für Erlebniswanderungen/Frühjahr bis Herbst: 

  • Deuter Rucksack Air contact Lite, 45+10l  1600g
  • Exped Luftmatratze, R Wert 2,4                    550g
  • Nomad Schlafsack  (Daune+Kunstfaser)   1150g

             Mein Schlafsack ist in einem Kompressionssack, den kann ich kleiner ziehen und der Schlafsack nimmt im Rucksack nicht soviel Platz ein. 

  •  Unterlage (Luftmatratze)                                180g
  • Tarp 210mx260m                                             350g
  • 4 leichte Heringe und Schnüre                        60g                                                                                     3890g

Kochequipment: 

  • Großer Kochtopf                                  520 g      oder
  • Kleiner Kochtopf 1l                              215 g
  • Deuter Tasche (Ordnungsluxus, nur bei längeren Touren)100g
  • Salz/Pfeffer, Gewürzmischung in kleinem Plastikbeutel
  • Tasse, 0,5l                                               175g
  • Taschenmesser                                       40g
  • Holzlöffel                                                   5g
  • Gaskocher                                               80g
  • Kartusche je nach Tour und TN 
  • Beutel für die Essensachen                  20g

675g

  

Du brauchst nur eine Tasse, Taschenmesser und Löffel

Meine Regenbekleidung: 

  1. Poncho (Seat to Summit)                                           145g
  2. evtl. Regenschutz Rucksack große Mülltüte innen geht auch  130g
  3. Regenhose kann bei Wärme und mit Poncho auch weggelassen werden230g

 505g

  1. Stirnlampe              80g
  2. Portemonnaie               20g
  3. Klopapier im Beutel   100g
  4. Kleine Mülltüte für den eigenen Müll

200g

Kulturbeutel:                                                   140g

  • Zahnbürste, evtl. mit Schutzkopf
  • Kleine Zahnpastatube oder Tabletten
  • Deocreme
  • Kamm und Haargummi
  • Nachfüllbare Flasche für ökolisches Shampoo und Körperpflege als Pulver

 

  • Reisehandtuch 70x40cm  (nehme ich im Sommer nicht mit)                                  130g

Sommer Ersatzwäsche im Rucksack

  1. Langarmshirt, T-Shirt, Unterhose, Socken, kurze Hose (nur bei Wärme)              400g

 

 Am Körper

Unterwäsche und Langarmshirt oder Hemd, lange Hose, dünne Jacke, Socken, Wander-oder Trailrunningschuhe, Kopftuch oder gegen Sonne 

 

 

Mein Gewicht für eine mehrtägige Wanderungen im Sommer

3890g Rucksack, Schlafsack, Matte und Tarp

 675g Kochausrüstung (Es fehlt die Kartusche, je nach Tour und Teilnehmer) 

 505g Regenbekleidung

 200g Stirnlampe, Portemonnaie, Klopapier

 400g Ersatzwäsche

140g Kulturbeutel 

2000g Wasser 

1500g Essen 

  9310g

 

 

Wasser nehme ich in leichten Plastikflaschen auf Wanderungen mit. (keine hochwertigen Nalgene Flaschen, da sie zu schwer sind)

Meist 2 1l-Flaschen und manchmal noch eine 0,5l zum Abfüllen. 

In Deutschland mache ich sie auch nicht von Anfang an voll. Es sei denn, es ist sehr heiß und das ist es ja selten. 

Irgendwo kommt immer mal ein Hof oder ein Haus. Ich fülle unterwegs nach. 

 

Essen ist ein Thema für sich.  

Bei längeren Wegen haben sich Tassenmahlzeiten bewährt, sie sind sehr leicht, Knäckebrot, Käse oder getrocknete Wurst. Nüsse und Trockenobst, Riegel. Selbstgemachte leichte Trekking-Mahlzeiten aus getrocknetem Gemüse, schnellen Nudeln oder Couscous.

Damit möchte ich mich selber noch mehr beschäftigen und werde mal einen extra einen Blog dazu machen.  

 

Jeder trägt seinen Essensanteil selber. 

Bei der Wanderung mit Übernachtung im Wald nehmen wir Gemüse mit und kochen abends, dann ist das Gewicht weg. Auf mehrtägigen Wanderungen ist es eine Mischung aus Frischem, das nach einem Dorf und Einkauf zügig verbraucht wird, um es nicht zu lange zu tragen und den leichten Fertigmahlzeiten.

 

 

So kann mein Zutatenanteil für eine Suppe für die Wanderung mit Übernachtung im Wald aussehen. Dies war für eine Wanderung mit 5 Personen. Alle anderen haben auch etwas mitgebracht, wie Nudeln oder Gemüse. Mengenmäßig immer soviel, wie man selber isst. 

Ich nehme immer Gewürze, Tomatenmark und Knoblauch mit. Hätte hier auch eine Kartoffel weniger sein können.  

Medizin: nehme ich für Gruppen mit zum Beispiel in die Wüste oder zur  Bergzeit, wo wir außerhalb der Zivilisation sind

  • Wundspray
  • Mullbinden
  • kleine Tube Bepanten Wundsalbe
  • Platter zu Schneiden, Blasenpflaster
  • Sterile Kompressen und gr. Pflaster zum Verbinden
  • Kopfschmerztabletten
  • starke Schmerztabletten (zB für Zahnschmerzen)

 Rucksack und Isomatte zum Verleihen: 

 

  • Tatonka 38l Rucksack                                           1620 g
  • Therma Rest Matte Trail lite  168x51cm              710g

Anderes: 

  • Baumwollhüttenschlafsack                                    420g
  • Seidenschlafsack                                                      150g

Regenbekleidung / Alternative/ Zum Verleihen

 

  1. Poncho Tatonka bei viel Regen über Tage, bedeckt auch den Rucksack  370g
  2. Schwarzer einfacher Poncho mit Klett                                                             200g
  3. Poncho Seat to Summit                                                                                      145g      

Schlafsack zum Ausleihen
Hält bis 3 Grad                                                              2000g 

 

 

Ich versuche auf jeden Fall unter 10 kg zu bleiben. Im Sommer ist das natürlich leichter, als im Winter. Meiner Erfahrung nach ist jedes Kilo zu fühlen, leichter und schwerer.

 

Also probier es mal aus. Wiege deinen Sachen. Und versuche die Dinge die nicht wirklich notwendig sind, zur Seite zu legen. Da kann sehr viel Gewicht zusammen kommen, das du sparst.  Was kannst du wirklich verlieren? 

 

Wenn Du nicht weißt, was du aussortieren kannst, wenn dir alles wichtig erscheint, mag ich dir gerne helfen.

 

Ich habe schon so einige Male auf Wunsch Gepäck gesichtet und 2-3 Kilo aussortiert. Oft ist es dann doch mitgenommen worden, weil Ängste vielleicht noch zu stark waren. 

Doch manches mal, ist die oder derjenige auch leichter gegangen, kam mit der Reduktion klar und hat die Tage durch das leichtere Gepäck viel mehr genossen. Entscheiden muss man das selbst. 

 


 

Hier jemand mit leichtem Gepäck 💗



Am 26. April 2025 mache ich von 18-21 Uhr dazu einen Themenabend bei mir am Lagerfeuer. Bring dein Gepäck mit und auch deinen Anteil für eine gemeinsame Suppe, die wir auf dem Feuer kochen. 

Falls du von weiter weg  kommst, gibt es noch die Option bei mir im Garten unter dem Tarp zu übernachten und dein Equipment auszuprobieren. Falls es zu kalt ist, kannst du noch nach drinnen ausweichen.

 

 

 

Im nächsten Blog schreib ich über das Gepäck im Winter. 

 

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